Labour market at St. Lucia

Ja klar, die meisten unserer Freunde Zuhause sind der Meinung, es gibt nur einen Grund, warum wir für 2 Jahre nach St. Lucia sind, weil man hier nämlich das ganze Jahr über kitesurfen kann – Kiteboarding at it’s finest. Wahrlich, das ist toll hier, aber nicht der entscheidende Grund warum wir das geliebte Rüdlingen verlassen haben. Fangen wir mal ganz vorne an.

St. Lucia ist seit 1979 ein eigenständiges Land, ist 617 km2gross und beherbergt ca. 178 000 Menschen. 1660 waren die ersten europäischen Bewohner auf der Insel Franzosen, diese stritten sich gehörig mit den Briten um die Insel, schliesslich, bis zur Unabhängigkeit, gehörte St. Lucia zum British Empire. Das hat zur Folge, dass St. Lucia bis heute zum Commonwealth gehört.

 

Die United Nations (UN) kategorisieren St. Lucia als «Small Island Developing State». Das ist ähnlich einem Entwicklungsland und ermöglicht, dass Entwicklungshilfe von Dritten geleistet werden darf, wie beispielsweise von der Sparkassenstiftung, bei der Uwe angestellt ist.

Das Bruttoinlandsprodukt setzt sich zusammen aus 83% Service Sektor, 14 % Industrie und 3 % Landwirtschaft. Diese Zahlen zeigen schon, wie sehr das Land vom Tourismus abhängig ist und wie wenig es in der Lage ist, die Menschen aus eigener Kraft zu ernähren. Alle Inseln rund um das Karibische Meer müssen sehr kreativ sein, um ausreichend Einnahmen zu generieren, um Infrastruktur, Schulsystem und Krankenversorgung am Laufen zu halten. Ganz besonders darum, weil man hier bald jährlich mit Zerstörung durch Tropenstürme zu rechnen hat.

Spätestens seit es von der Weltbank die «schwarze Liste» gibt, für Länder die Offshore-Konten ermöglichen, sucht St. Lucia nach anderen Möglichkeiten um das Interesse williger Investoren auf sich zu ziehen. Eine sehr gängige Variante ist das Verkaufen von Citizenship. Für 100 000 $ gibt es einen Zweitwohnsitz-Pass für Singles und für 300 000 $ einen Erstwohnsitz-Pass. Warum kaufen sich Menschen einen Pass in St. Lucia? Weil man so bei Problemen im eigenen Land schnell und ohne Fragen ausreisen kann und weil man mit einem Pass aus St. Lucia Visa-frei in 146 Länder des Commonwealth reisen kann. Das macht den Pass so attraktiv.

 

In St. Lucia gibt es keine Universität. Das ist ein Problem, denn wenn sich Familien überhaupt leisten können, ihre Kinder zum Studieren ins Ausland zu schicken, dann kommt es häufig vor, dass die frisch gebackenen Akademiker im Land der Universität bleiben und somit St. Lucia nicht als qualifizierte Arbeitskraft zur Verfügung stehen. Eine Art Berufsausbildung, wie wir das in Europa kennen gibt es nur für einige wenige Berufe wie beispielsweise Hotel & Service und Krankenpflege.

 

Gehen wir noch einmal zurück zum Kiteboarding. Ein unerwarteter Vorteil dieses Sportes in St. Lucia ist die besagte kleine, aber feine Community. Es geht nicht lange, dann kennt man sich und spricht über alle möglichen Belange. Ob über den erfolgreichen Mushroom-Anbau oder über den Versuch ein Coworking Space zu eröffnen. Und weil uns letzteres sehr interessiert, haben wir uns letzten Freitag mit Christian zum Feierabendbier getroffen, um über seine Erfahrungen zu sprechen.

Zurück von seinem Studium und einer Anstellung in den USA, war Christian mithilfe seiner guten lokalen Vernetzung auf der Suche nach Möglichkeiten, wie junge Erwachsene in St. Lucia auf dem Weg zum eigenen Business unterstützt werden können. Der Businessplan sieht vor, ein Coworking Space zu eröffnen, in dem Freelancer ungestört networken und arbeiten können. Und welches attraktiv genug ist, dass es von Hipster round the globe und Einheimischen jungen Entrepreneurs angenommen wird. Was für eine wunderbare Idee. Die Karibik, der Schatz der Insel als Magnet benutzen, damit sich junge Menschen treffen, gegenseitig befruchten und voneinander lernen können.

Über die Insel verteilt hat Christian bereits ein «Hybrid-Learners Program» aufgesetzt, um für Jugendliche und junge Erwachsene low-cost Online Education mit Employment Training zu verbinden. Ausserdem hat er Entrepreneur-Workshops angeboten. Ein wichtiger Ansatz für St. Lucia ist es, Menschen dazu befähigen und motivieren, eigene Geschäftsideen aus Problemen, die das Land hat, zu generieren und als Entrepreneur anderen Menschen Arbeit zu geben. Eine grosse Herausforderung für Menschen, für die die Chance auf höhere Bildung vom Wohlstand ihrer Eltern abhängt. Und das ist umso wichtiger, da 1 von 4 Klein- und Mittelgrosse Unternehmen den Betrieb, nach einem Huricane der Kategorie 4 einstellen. Hier muss «Business Continuing Management» geschult und zur Verfügung gestellt werden.

Für sein Projekt, hat Christian inländische Sponsoren und entsprechende Ministerien gewinnen können. Um es aber nachhaltig betreiben zu können, braucht es mehr. Auf St. Lucia kann man nicht mit einem guten Businessplan zur Bank gehen und einen Kredit beantragen. Denn ausser eventuell für den Bau eines Hauses oder ein Leasing für ein Auto, gibt es kein Produkt bei der Bank, so wie wir das in Europa gewöhnt sind – aber dafür ist ja Uwe jetzt da.

Probleme, die das Land betrifft sind beispielsweise die ex-orbitant hohe Rate von Diabeteskranken oder der hohe Preis für Elektrizität. Das erschwert Unternehmertum und das ist nicht nachhaltig, denn aktuell wird der aller grösste Teil des Stroms aus Öl gewonnen und das obwohl St. Lucia Wind, Sonne und Geothermie im Überfluss hat.

Auch relevant, um ein Business zu betreiben, sind die hohen Preise für Produkte aller Art aufgrund von hohen Zöllen. St. Lucia kennt keinen freien Handel, es fehlt an Freihandelsabkommen oder einer Freihandelszone. Da für Europa oder die USA St. Lucia so klein und so bedeutungslos ist, wird der Aufwand nicht betrieben, um diese zu etablieren.

Was für ein Geschenk wäre es für St. Lucia, wenn sie ein Rahmenabkommen zum Freihandel mit einem Kontinent hätte…

2 thoughts on “Labour market at St. Lucia”

  1. Danke liebe Diana! 👏🏻Deine Berichte aus St. Lucia geben einen sehr schönen Einblick in eine andere Welt und hilft unser Schweizer zuhause wieder einmal mit anderen Augen zu sehen, zu relativieren und sich selber nicht so wichtig zu nehmen. Taking an outside perspective! Tut gut! Freue mich auf weitere Einblicke. Schönes weekend😎☀️😎😘

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