Natürlich kann man sich über alles informieren, bevor man auf ein solches Abenteuer, wie es vor uns stehen sollte, geht. Und natürlich gibt es wichtige und weniger wichtige Dinge über die man Informationen einziehen sollte. Die Entscheidung was zu Ersterem oder zu Zweiterem gehört bleibt einem selbst überlassen. In unserem Fall hatten wir also mit wenig Schlaf unser Haus in den Dornröschenschlaf versetzt und wurden von Opa Sepp morgens früh um kurz nach 6 Uhr abgeholt. Da tags zuvor noch die Eidgenössische Abstimmung zum Waffengesetz und der Steuervorlage ins Haus geflattert kam, wurde die Abstimmung auch noch mit Herz und Verstand ausgefüllt und schnell zur Gemeideverwaltung gebracht. Zukünftig werden wir über Eidgenössische Wahlen in St. Lucia informiert und zur Abstimmung eingeladen. Mal sehen ob das von dort aus «just in time» möglich sein wird.
Gut, kommen wir zurück zu unserem Informationsleck. Wir erreichten Basel etwas gerädert aber voll Anspannung. Noch ca 200 Meter vom Parkplatz zum Check-in und die 5 Koffer und der Mega-Kitebag für Directionals werden für viele Stunden aus unseren Augen verschwinden. Gleich dürfen sich andere um die Fracht kümmern. Dafür wurde extra Übergepäck angemeldet. Der Herr am Check-in war äusserst nett allerdings mit schwachen Englischkenntnissen. Koffer 1, 2, und so weiter. Bis, uups, das Kitebag hat 42 kg, wenn man versuchen muss die 180 cm längs auf eine Waage zu hieven und eine ruhige Hand zu bewahren. «Oh no, that’s impossible, this luggage cannot be transported. Impossible.» «Ok which options have we got ?» «No options, it is not allowed.” “ok we will look for a solution” “but keep in mind that the check-in ends at 10 o’clock. Hurry up!”
Die Idee in unserem Kopf war es, irgendwo einen neuen Koffer zu kaufen und den Inhalt des Kitebags aufzuteilen, um das Maximum von 32 kg zu erreichen. Dann müsste man eben den zusätzlichen Koffer extra zahlen. Immerhin waren ja schon 5 Koffer aufgegeben und wir konnten uns mit leichtem, 5-teiligem Handgepäck, und der 180 x 50 cm grossen und 42 kg schweren Tasche um ein Koffergeschäft oder einen anderen Passagier mit leerem Koffer, der diesen uns verkaufen würde bemühen. Erste Erkenntnis: niemand steht am Flughafen Basel mit einem leeren Koffer, den er verkaufen will. Zweite Erkenntnis: es gibt auf dem Flughafen Basel keine Ladengeschäfte bis auf einen französischen und einen schweizerischen Kiosk. Koffer zu kaufen – Fehlanzeige.
«Uwe, komm mal her, (Stress in seinen Augen) der 6 qm Kite ist in seiner Kitetasche im Kitebag. Wir können ihn auspacken und haben dann einen relativ grossen Rucksack, den wir versuchen können mit schweren Gegenständen zu füllen, bis wir minimum 10 Kilo umgeladen haben.»
Damit war dann auch der freundliche Mann am Check-in einverstanden. Ohne ! zusätzliche Kosten checkte er die 2 neuen Gepäckstücke ein. Das Kitebag hatte nun 30 kg und der überdimensionierte Rucksack hatte 12 kg. Ende gut, alles gut, jetzt kann es losgehen. Sehr kulant von Airfrance!!!
Auf dieser Reise waren wir erstmals froh, dass quasi jeder Flug Verspätung hatte. Sonst wären wir schon in Paris gestrandet. Und merke: in Paris Orly gibt es keinen Personen-Transfer. Es muss immer die ganze Prozedur mit Handgepäck auf, Computer raus, Gürtel ab, Schmuck weg, Jacke aus, Kleingeld aus den Hosentaschen, Liquids raus, Arme hoch, Hände zeigen, ernst schauen, nicht lachen, durchlaufen werden. Und dann natürlich alles im Eiltempo rückwärts: nicht lachen, ernst schauen, Liquids rein, Jacke an, Schmuck an, Kleingeld rein, Gürtel einfädeln und Computer wieder ordentlich verstauen. Aber schlussendlich sassen wir in der 2. Reihe der Boing 777-300 und versuchten durch das Atmen durch die Nase und durch Reduktion von Aktionismus den Nebenmann in der Businessklasse nicht zu irritieren und die Schweissproduktion zu drosseln. Geschafft.
Alles weitere war Makulatur.
Bis auf die Ankunft auf dem herzigen Holzflughafen, der vielmehr einer Rheinbadi ähnelt, in St. Lucia. Zoll und Gepäckausgabe fallen räumlich in eins. Was bei nunmehr 6 Koffer und einem Mega-Bag ohne Gepäckwagen und extrem gemein schauender Zöllnerin sehr herausfordernd war. Und diese Fragen, die sie uns jeweils zuerst pianissimo, dann allegretto und dann fortissimo zupustete, steigerten unsere Nervosität und den Adrinalin-Ausstoss erheblich. Und plötzlich, ganz unverhofft kam ein «go» «GO» «GGOOOOOO» «ok, we will, (irritaded smiling)».
Riesenchaos am Thresen, wie soll man da jetzt unauffällig verschwinden, wenn aufgrund von Platzmangel, zu vielen Koffern und zu wenigen Händen, kein Durchkommen mehr ist. Aber die Zöllnerin hatte auch dafür eine Lösung parat: «he can help you» «pardon?» HE CAN HELP YOUUUUUU» «ok, thanks». Ein älterer Herr mit einem Sackkarren lächelte uns an und verstaute nach einem zaghaften Nicken meinerseits die ersten 3 Koffer auf dem Sackkarren. Die restlichen 3 Koffer, das Megabag und die 5 Handgepäckstücke teilten wir unter uns auf und verschwanden auf leisen Zehen hinter der Trennwand, die gleichzeitig das Tor in die schwüle Abendluft bedeutete. Nach 19 Stunden begrüssten uns Steven und seine Frau mit Tochter Harmony und verpackten alles, worauf wir gerade nicht mehr so stolz waren, was aber unser gesamtes Hab und Gut für die kommenden 2 Jahre sein wird, in ihrem Van. Ja natürlich hätte man sich informieren können, aber wir sind auch so angekommen. Und etwas Adrenalin zwischendurch ist schon ok.
Enjoy the adventure coming up 🙂
Hallo Zusammen
Ein Abenteuer beginnt meistens etwas hektisch, aber das gehört wohl dazu. Die gute Nachricht ist,
dass ihr schlussendlich wohlbehalten in eurem neuen Heim angekommen seit.
Wir wünschen euch einen guten Start.
Bei uns herrscht auch etwas Hektik. Céline und Etienne hängen nach wie vor in Sri Lanka fest. Sie waren in zwei von den drei Hotels bevor es gekracht hat.
Wir hoffen, dass sie morgen nach Doha fliegen können und dann bald nach Hause kommen.
Wünschen euch einen guten Anfang in St Lucia
Das war ja wirklich der Start in ein Abenteuer.
“Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt
Seneca