One love, one heart – let’s get together and feel all right

Wie genau entsteht die Wahrnehmung von Zeit. Dazu gibt es sicher viele Meinungen und Ansätze. Eine Erklärung wie sich Zeit und das Empfinden der vorbeigehenden Zeit zueinander verhalten lautet: Umso näher man an das Ende eines definierten Zeitraumes kommt, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen.

Als Beispiel wird die zu erwartende Lebenszeit eines Menschen herangezogen. Umso älter wir werden, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen. Ob das wissenschaftlich bewiesen ist oder nicht, ich weiss es nicht. Was ich bestätigen kann ist, dass wir dem Ende unserer zwei Jahre hier auf Saint Lucia entgegenrennen. Die Monate vergehen wie im Flug und hinterlassen ein Gefühl von Angst das Paradies verlassen zu müssen und gleichzeitig Vorfreude und der dringliche Wunsch nach Hause zu Freunden und Familie zu kommen.

Im letzten halben Jahr haben sich so viele Dinge entwickelt, wie ich es mir nie im Leben vorstellen können hätte.

Design Thinking to develop a Business
Für diesen Blogg muss ich etwas ausholen: Seit Oktober 2019 entwickle ich ein Trainingskonzept, das sich «Design Thinking to develop a Business» nennt. Die Direktorin einer Arbeitssagentur der Regierung sass damals mit mir zusammen und hat mir von den Problemen berichtet, dass für viele Menschen der Weg in die Selbständigkeit wichtig ist, um ihre Familien zu unterstützen oder einfach weil es bei Weitem nicht genügend Festanstellungen gibt. Micro- und Small Businesses sind das Rückgrat von Entwicklungs- und Schwellenländern. Für viele dieser Menschen ist es jedoch schwer, wirklich eine Business Idee umzusetzen und in ein laufendes Business zu verwandeln. Aufgrund der Komplexität verfolgen viele die Strategie, vorgegeben Pfade zu folgen und bestehende Business Ideen zu kopieren. Das wiederum hilft der Entwicklung eines Landes wenig, denn die Kleinst- und Kleinunternehmen konkurrenzieren sich gegenseitig und gleichzeitig werden innovative Lösungen für bestehende Probleme nicht gesucht.

Long story short, trotz Covid-19 haben wir einige Workshops zuerst onsite und seit April online durchgeführt und Menschen begleitet, die eine innovative und nachhaltige Business Idee entwickeln möchten. Im September 2020 haben wir dann die ersten 10 Trainer in Saint Lucia und Saint Vincent and the Genandines ausgebildet und eine weitere Mastertrainerin ist nun Teil unseres Teams.

 

Ein neues Projekt
Ok, aber was ist daran jetzt so interessant? Erzählenswert finde ich folgende Story:
Die Teilnehmerin eines Workshops war Honorable Goddess Empress Itopia Uhuru. Man stelle sich vor wie überfordert ich am ersten Workshop Tag war, als ich Empress Itopia begrüssen wollte. Mit welchem Namen sollte ich sie ansprechen? Aber genau darum habe ich mich ja auf das Experiment Saint Lucia eingelassen. Neues zu lernen und mich auf unbekanntes Terrain zu begeben. Empress Itopia kontaktierte mich kurz nach dem Workshop. Da sie den “Design Thinking to develop a Business” Workshop sehr ansprechend fand, konfrontierte sie mich mit der Idee, gemeinsam einen Design Thinking for Children Workshop durchzuführen.

Empress Itopia ist Founder einer NGO mit dem Namen “Ubuntu Movement” und setzt sich für unterprivilegierte Menschen ein. Ihre Idee, Kindern aus verschiedenen Ghettos in Saint Lucia einen Workshop anzubieten, in dem sie ihr eigenes Business entwickeln können. Zuerst war ich etwas skeptisch, denn Kinder sollten sich auf das Kind-sein konzentrieren und nicht auf das Geldverdienen auch wenn das natürlich viele ihrer Probleme lösen würde. Nachdem ich allerdings ein paar Tage darüber nachgedacht hatte, wurde mir klar, wie wunderbar ein Teil der Idee tatsächlich ist. Denn, wenn wir Kindern mit Hilfe von einer einfachen Methode zeigen, wie sie zu Innovatoren werden können, lernen wir ihnen, dass sie ihre Umwelt verändern können. Sie lernen, dass sie nicht gänzlich abhängig von Erwachsenen sind, sondern viele alltäglichen Probleme systematisch analysieren und Lösungen finden können. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und macht sie zu Game Changern. Das Projekt “Design Thinking for future Innovators” war geboren.

 

Eine unglaublich offene und hilfsbereite Person
Natürlich habe ich sofort Mr. Google gefragt, ob nicht schon andere auf die gleiche Idee gekommen sind und tatsächlich, ich wurde in Ruanda, Zentralafrika, fündig. Das Creativity Lab hat genau diesen Ansatz und arbeitet mit 12 Primary- und Secondary Schools zusammen, beziehungsweise bietet Feriencamps an.

Was nun? Tessa, Uwe und ich verabredeten uns mit dem Founder des Creativity Labs in Ruanda am Sonntag morgen zu einem Zoom Meeting. Ist die Welt nicht niedlich klein geworden mit dieser Technologie. Ildphonse Mugwarakarama erzählte uns von seinen Erfahrungen mit Design Thinking und Kindern. Ich bin nicht aus dem Staunen gekommen. So ein cooles Projekt, so kreativ, so psychologisch durchdacht und auf Kinder adaptiert. Als ich nach 2 Stunden Accessment das Gefühl hatte, dass ich etwas aufdringlich mit meinen Fragen bin, dankte ich herzlich und verabschiedete mich schweren Herzens. Wer Interesse am Creativity Lab in Ruanda hat schaut mal hier nach: http://creativity.rw

Zurück bei Empress Itopia waren Tessa, Uwe und ich voller Tatendrang auch hier in Saint Lucia ein Projekt mit Kindern kurz vor Weihnachten auf die Beine zu stellen.

 

Rastafari Movement
Seither haben wir wöchentlich ein Meeting Mittwoch abends um 9:30 mit Empress Itopia. Spät? Ja, das ist spät, aber Empress Itopia ist busy, hat etliche Eisen im Feuer, Projekte und Businesses am Laufen, einige kleine Kinder und hat erst spät abends Zeit für dieses Ehrenamt. Was für eine faszinierende Frau und sie ist, wie der Name sagt, eine Rastafarian, gehört also dem Rastafari Movement an.

Das Rastafari Movement ist eine Religion, die auf dem Christentum aufbaut, und ist gleichzeitig eine soziale Bewegung. Hier in Saint Lucia gibt es einige Rastafarian Communities. Was am auffälligsten ist, wenn man mit Empress Itopia spricht, ist die Wortwahl. Nach der Begrüssung mit „Blessed Love“ wird jedes Wort bewusst gewählt. Und damit bin ich dann auch gleich mal in die erste Falle getappt. Denn die Überschrift meines Projekt Drafts lautete: “Design Thinking for Kidz”.
Im Englischen ist ein Kid das Baby einer Geis. Und so möchte Empress Itopia Kinder nicht nennen. Wie oberflächlich von mir. Seither spreche ich ausgesprochen langsam im Kreise der Rastafarians und versuche sehr bewusst meine Worte zu wählen. Ich war auch überrascht als Empress Chanel einmal zu mir sagte: “I overstand you.” Klar meine Englischfähigkeiten haben Luft nach oben, dennoch dachte ich das heisst “I understand you!” Tessa klärte mich später auf, dass es räumlich nicht möglich ist unter jemandem zu stehen, darum die Anpassung dieses Wortes. Es gibt noch viele solcher Beispiele. Anstelle von “we” sagen Rastafarians “I and I”, um der Göttlichkeit in jeder einzelnen Person Ausdruck zu verleihen.

Wie ich eingangs sagte, es ist unglaublich, was ich in diesem Projekt “Saint Lucia” alles erleben und erlernen darf. Dafür bin ich unendlich dankbar. Love Love (Abschiedsgruss)

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