Es ist kurz vor Weihnachten. Die Adventszeit, welche sich Zuhause durch Nebel, Grau-in-Grau, Kerzen, Lichterkette, Glühwein und Gemütlichkeit bemerkbar macht, lässt sich hier auf St. Lucia seit November durch Weihnachtslieder im Radio und aufkommendem Wind erkennen. Irgendwie beginnt hier Weihnachten mit Weihnachten. Oder vielleicht doch schon früher, denn seit ein einhalb Monaten sind gewisse Leute plötzlich verschwunden und tauchen jetzt kurz vor Weihnachten wieder auf. Es sind diejenigen, die es sich leisten können, für die Weihnachtseinkäufe nach Miami oder New York zu fliegen und von dem Angebot der Regierung Gebrauch machen in den Monaten November, Dezember und Januar, als Privatpersonen Zoll- und Steuerfrei Waren nach St. Lucia zu importieren. Sie kommen dann völlig erschlagen vom Power-Shopping zurück hier her und nutzen die verbleibende Zeit bis Weihnachten um sich zu erholen.
Weihnachtszeit ist eine Zeit, in der man gerne auch mal zurück schaut auf das zu Ende gehende Jahr. Es war ein wildes Jahr für uns, mit panikartigen Zuständen von Februar bis April, als ein riesiger Berg organisatorischer Herausforderungen auf uns zurollte. Es war ein Jahr voller Abschiede und schweren Herzens. Es war ein Jahr voller neuer Eindrücke, das ständige Dazulernen war sehr präsent und hat viel Freude bereitet. Es war ein Jahr des Staunens und des Versuches Neues und Andersartiges zu verstehen, zu begreifen, zu fassen. Und schliesslich war es ein Jahr mit unglaublichen Chancen, neue Menschen kennen zu lernen, eine grossartige Arbeit ausüben zu dürfen, die so alles auf einen Punkt gebracht hat, was mein Leben bis heute ausgemacht hat.
Ich durfte einen Workshop konzipieren, der Teilnehmer unterstützt und begleitet, eine innovative Geschäftsidee zu entwickeln. Das ist in Ländern, in welchen aufgrund fehlenden ökonomischen Mittelstandes, viele Menschen arbeitslos sind, sinnvoll. Der Einfachheit halber werden oft bestehende Geschäftsmodelle im Bereich Agrar, Transport oder Food kopiert und damit konkurrenziert, anstelle von neuen Geschäftsideen, die tatsächliche Wünsche von Kunden bedienen und somit nachhaltig und zukunftsorientiert sind.
In 2 Monaten habe ich dazu ein Playbook mit 64 Seiten für die Teilnehmer geschrieben und mithilfe von Uwe und einer weiteren Trainerin den 3-tägigen Workshop abgehalten. Das Grande Finale war dann ein Elevator Pitch für die Teilnehmer, an welchem sie ihre Business Ideen einer 4-köpfingen Jury aus der Bankenwelt und dem Ministerium, präsentierten.
Ich konnte somit mein Wissen aus dem Bereich des Desktop Publishings als auch als Arbeitspsychologin nutzen und einbringen. Und dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Anfang nächsten Jahres dürfen wir dann zwei weitere Workshops anbieten um genügend Erfahrung zu sammeln, das Train-the-Trainer Konzept zu entwickeln, welches die Stiftung dann weltweit promoten möchte. Was für eine Chance und was für eine unglaublich umfassende Arbeit. Ich bin so dankbar, meine Zeit hier auf Saint Lucia dazu nutzen zu dürfen, um Menschen mit Dingen zu unterstützen, die ich Zuhause während der Schulzeit, dem Studium und der Arbeitszeit wie selbstverständlich konsumiert habe.
Dankbar sind wir auch, dass meine Eltern die Unannehmlichkeiten der Reise einmal um die halbe Welt, auf sich genommen haben um uns hier zu besuchen. Wir haben jede Minute mit ihnen genossen und waren dankbar für die grossartige Hilfe, die sie uns hier waren.
Auch unsere anderen beiden Besuche bescherten uns wunderbare Momente, viel Lachen, Spass beim Kiten und Tanzen auf der Streetparty. Das ganz normale Leben wird zu etwas Besonderem, wenn man es mit anderen Menschen teilen darf.
Teilen durften wir auch viele Momente im Kreise befreundeter Familien hier auf der Insel. Es ist nicht selbstverständlich, dass Menschen bereit sind, Fremden ihre Türen zu ihrem ganz Privaten zu öffnen, ihre Herzen öffnen und einen teilhaben lassen an etwas, was so Wertvoll ist wie Familie und Freunde. Nirgends kann man mehr über Kultur und Leben in anderen Ländern erfahren und verstehen lernen als im Zentrum der Familie, wo das pure Leben gelebt wird.
Wir wünschen allen, ein frohes und glückliches Weihnachtsfest. Hebt die Tassen im Kreise eurer Familien und geniesst die kalte Zeit des Jahres, die wir gerade etwas vermissen. Wie es uns in diesem besonderen Jahr an Weihnachten ergeht, werde ich euch im nächsten Bericht erzählen. Das Allerbest aus der Karibik. Love
Kia Ora Diana
Gratulation zu Deinem grossen Schritt und das Du deine Arbeit und deine Ideen leben kannst!!! Weiter so!
Danke für die coolen und sehr interessanten Post’s. Macht wirklich Freude sie zu lesen.
Liebe Grüsse aus Mapua.
Michel und Familie